Peter Carla

Persönliche Information und Meinung

Mitte November 2024 traf endlich die neue Geburtsurkunde ein, aus der meine Personenstandsänderung ersichtlich wird. Damit ist es amtlich, dass ich Peter Carla heiße und nicht mehr männlich einsortiert werde, sondern „divers“ – also in meiner Übersetzung nichtninär.

Auszug aus dem Uelzener Geburtsregister: Nicht mehr „Knabe“, sondern „divers“.

Meine Erfahrungen damit, mich bei anderen Personen als nichtbinär erkennen zu geben, waren und sind bisher zum Glück meist eher positiv verlaufen. Wenige Menschen reagierten gar nicht (in den Fällen, in denen ich per Mail oder Brief darauf aufmerksam gemacht habe), einige Männer missverstanden die Information unterschwellig offenbar auch als Angriff auf Ihre Männlichkeit oder vielleicht auch auf Ihre Fähigkeit, Verständnis für das andere Geschlecht zu zeigen – und vor allem Frauen reagierten erfreulich offen, neugierig und kommunikativ.

Dabei freue ich mich, bei Interesse meines Gegenübers über „mein“ Thema sprechen zu dürfen, denn die Beschäftigung damit hilft mir, mit meiner noch ungewohnten Identität ins Reine zu kommen und meinen Weg zu finden. Ich selbst schneide das Thema nur ungern selbst an, denn ich möchte niemandem ein Gespräch zu einem Thema aufzwingen, für das kein Interesse oder gegen das eventuell sogar Widerwillen besteht.

Ich freue mich auch über Reaktionen zu meinem Äußeren oder meinen Äußerungen – nur so kann ich für mich herausfinden, wie sich meine Außenwirkung verändert – und ob ich den von außen wahrgenommenen Effekt tatsächlich beabsichtige. Was ich selbst cool oder angemessen finde, ist vielleicht für Andere doch eher nervig oder aufdringlich – derzeit werde ich gerade von älteren Menschen zuweilen ziemlich aufdringlich angeglotzt, damit hätte ich in dieser Form nicht gerechnet. Es gibt aber auch ab und an unerwartete Komplimente und das freut mich sehr.

Nachdem ich seit März 2020 überhaupt erst weiß, dass ich kein „richtiger“ Mann bin und es auch nicht (mehr) sein muss, beschäftige ich mich mit dieser Kuriosität meines Lebens verständlicherweise ziemlich intensiv. Ich lese begierig von anderen Menschen, die eine ähnliche Entdeckung gemacht haben und profitiere (da es wenig zu und von nichtbinären Menschen zu lesen gibt) auch von den Erfahrungen von trans Frauen, die sich inzwischen zum Glück in größerer Zahl aus der Deckung trauen und von Ihren Erfahrungen berichten. Mich verbindet viel mit ihnen, da mein Weg in die gleiche Richtung führt, wenngleich weniger weit und in vielen Details auch nicht mit einer so genauen Navigation.

Ich versuche, das richtige für mich zu tun, da es mir so lange nicht möglich war. Das muss nicht das richtige für die mich umgebenden Menschen sein und ist vielleicht zum Teil verstörend – das tut mir leid, wenn ich es auch weder ändern kann noch will. Und dass ich dabei zum Teil lächerlich und spinnert wirke, könnte ja auch an Euch liegen – schon mal darüber nachgedacht?

Carla ist übrigens nicht nur eine hübsche Geschirrserie von Bloomingville, sondern bedeutet „die Freie“, „die Helle“ und „die Strahlende“. Carla hat eine althochdeutsche und lateinische Herkunft und ist die weibliche Version des Namens Karl. Anfang des 20. Jahrhunderts war Carla ein sehr weit verbreiteter Vorname – auch bei meinen Vorfahren im heutigen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen und später auf Zingst.

Zum Schluss ein Fun Fact: In meiner ursprünglichen Geburtsurkunde war mein Geschlecht gar nicht wie erwartet als „männlich“ verzeichnet, sondern als „Knabe“. Da kann man mal sehen, wie alt ich schon bin 😉!

Weiterlesen: Beitrag zum Thema aus der taz .

Mehr dazu gibt es in einer kleinen Broschüre, die ich für mir nahestehende Menschen erstellt habe.
Diese gibt es hier zum Herunterladen (pdf, 3,75 MB).

Diese kleine Broschüre enthält weitere Informationen zum Thema

(Stand Ende 2024).

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