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Männlichkeit, eine autoritäre Erziehung zu angeblich männlichen Idealen und männliche Machtstrukturen spielen bei einer ganzen Reihe von Problemen wie Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung, Armut und Umweltverschmutzung eine große Rolle – so das Fazit von Jens van Tricht, der sich jahrzehntelang mit dem Phänomen der Männlichkeit auseinandergesetzt hat und unter anderem in seinem Buch „Warum Feminismus gut für Männer ist“ für ein neues Selbstbild und eine menschlichere Erziehung für Männer plädiert. Sein Appell an Männer lautet: Wenn wir uns ändern, können wir die Welt verändern!

Mit seiner Analyse ist der Niederländer van Tricht nicht allein. In einem Beitrag über den Männerüberschuss im deutschen Osten in Krautreporter stellt Christian Gesellmann nach einer Analyse einschlägiger Studien heraus, dass stereotype Vorstellungen von Männlichkeit ein großes Problem in der schulischen Erziehung darstellen. Die Folge ist, dass Jungen häufig schlechter gebildet sind als Mädchen und in der Folge weniger flexibel auf eine Veränderung ihres Lebensumfelds reagieren können. Frustration und eine Entwicklung extremistischer Ansichten können die Folge sein. Der in www.krautreporter.de analysierte Männerüberschuss wird dann zum Teufelskreis: Männer bleiben unter sich und tendieren ohne den mäßigenden Einfluss von Frauen zur Radikalisierung.

In der Politik galten und gelten Männer traditionell als die Macher, sie sind das starke Geschlecht und haben die Welt unter Kontrolle – doch vielleicht ist das ein gewaltiger Irrtum, der viele der aktuellen weltweiten Probleme mit verursacht? Ganz zu schweigen von der historischen Sichtweise auf die Geschichte der Menschheit, die als Abfolge von Kriegen, Gewaltherrschaft und Unterdrückung definiert wurde und wird.

Denn es sind fast immer Männer, die mit ihrem egozentrischen Weltbild und ihrem Machtanspruch eher zu nicht differenzierten Problemlösungen neigen, sondern die offene Konfrontation suchen. Es sind Männer, die auch heute noch Konflikte in die Eskalation führen, Kriege provozieren und führen. Es sind Männer, die auf längst überholten Vorstellungen beharren und dringend nötige Reformen verhindern – das gilt für die Gleichberechtigung zwischen den Generationen und Geschlechtern ebenso wie für eine naturverträgliche Wirtschaftsweise. Und Männer haben gelernt, mit ausgefeilten Vermeidungs- und Vertuschungsstrategien nötige Reformen zu verhindern oder wenigstens so lange wie möglich herauszuzögern, um die eigene Macht und das eigene Ansehen zu erhalten. Damit gefährden sie sogar die Demokratie – letztlich und zugegebenermaßen drastisch formuliert sogar das Fortbestehen der Menschheit.

Aber Männer sind nicht nur Täter, sondern durchaus auch Opfer. Opfer von Erziehung und gesellschaftlicher Erwartung. Denn ihre autoritäre Rolle wird bis heute selten in Frage gestellt und oft genug auch nach wie vor ausdrücklich eingefordert. Männer sind stark, tapfer, vital, potent, markant, mächtig. Männer können sich durchsetzen, sie sollen Gewinner sein und sich im Kampf behaupten. Damit wird die Aggressivität und Rücksichtslosigkeit vieler Männer gesellschaftlich akzeptiert und angestachelt, ihr (selbst-) destruktives Verhalten wird mindestens billigend hingenommen. Männer diskutieren nicht, sie zeigen keine Gefühle und sind stark in ihrem einsamen Entscheiden und Handeln. Zeigen Männer weibliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen, werden sie verachtet und gemieden – das gilt bis heute. Männer können deshalb kaum öffentlich eingestehen, den männlichen Attributen kritisch gegenüberzustehen oder diesen nicht zu entsprechen (oder nicht entsprechen zu wollen).

Kein Wunder, dass die Gleichberechtigung bis heute nicht nur an den klassischen Rollenbildern, sondern auch an männlich geprägten Anforderungen und der geschlechtsspezifischen Machtverteilung scheitert. So wird eine Frauenquote immer wieder mit dem Argument abgeschmettert, es solle jeweils die Person mit den „besten“ Eigenschaften für die jeweilige Position ausgewählt werden – eine typisch männliche Entscheidungsstrategie. Denn die weiblich zugeschriebenen Eigenschaften werden in den dann abgerufenen Kriterienkatalogen bis heute fast immer untergeordnet berücksichtigt. Die unter männlicher Führung definierten Entscheidungs-Kriterien führen also weiterhin zu einer ungerechten Auswahl – obwohl sie als angeblich gerecht und ausgewogen dargestellt werden. Damit scheitert Gleichberechtigung bis heute an geschickter männlicher Einflussnahme und Propaganda. Ob Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft: Die Dominanz männlicher Führungspersonen ist ungebrochen und trotzt allen Beteuerungen einer zunehmenden Gleichberechtigung – und das seit Jahrzehnten. Eine grundsätzliche Veränderung ist trotz zunehmenden Diskussionen zum Thema leider auch weiterhin nicht absehbar.

Peter Baruschke

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