Die Süchtigen schrecken auf vor Gewalt nicht zurück, wenn es darum geht, weiterhin Zugang zu ihrem Stoff zu erhalten – gleichzeitig versuchen sie, sich ihre Abhängigkeit schönzureden oder sie am besten gleich ganz zu leugnen. Das können wir ja jeden Tag in der Zeitung lesen.
Aber Achtung: Sie und ich, wir gehören leider alle dazu – und wir sind von unseren Vorfahren in der westlichen, sogenannten zivilisierten Welt systematisch und mit voller Absicht in diese Abhängigkeit manövriert worden. Denn leider ist eine über Generationen immer dramatischere Drogensucht eine elementare Grundlage unseres Wohlstands. Das Fatale: Unsere Droge ist gesellschaftsfähig und ihr haltloser Genuss hat Tradition. Es ist nichts dabei, den ganzen Tag im Vollrausch zu verbringen – das gilt sogar als erstrebenswertes Zeichen des Reichtums. Über lange Zeit wurden die katastrophalen Folgen unserer Abhängigkeit aus unserem Bewusstsein verdrängt.
Doch wir müssen die Abhängigkeit überwinden. Der Entzug ist sogar längst überfällig. Und nur clean können wir unsere Zukunft überhaupt noch erleben. Denn wir müssen von der ungehemmten Verbrennung längst vergangener Wälder ablassen, sonst werden wir schon bald an den Abgasen ersticken. Schon jetzt husten wir und müssen zusehen, wie unsere Umwelt immer stärker leidet. Schlimmer noch: Wir verpesten die gesamte Erde – und damit auch viele Menschen, die mit unserer Drogensucht gar nichts zu tun haben, die von der damit verbundenen Euphorie gar nicht profitiert haben. Aber das ist uns egal, vielmehr versuchen wir sogar, neue Länder abhängig zu machen. Und wir leugnen die Gefahr – wie jeder Süchtige es tut. Noch immer behaupten wir sogar, dass wir unsere Sucht unter Kontrolle hätten – eine absurde Fehleinschätzung. Denn unsere Bequemlichkeit und unsere Gier lässt uns die kuriosesten Gründe dafür finden, die längst überfällige Entziehungskur aufzuschieben. Und noch besser sind wir darin, unseren gedankenlosen Konsum und unsere Untätigkeit vor uns selbst zu entschuldigen. Wir denken und reden doch schon in die richtige Richtung – so hoffen wir. Das bisschen, was ich verbrauche, spielt doch keine Rolle, denken wir. Doch eigentlich wissen wir genau, dass dies nur Lügen sind. Phantasien von Süchtigen. Denn natürlich können schöne Absichten den Entzug nicht ersetzen. Unsere Versprechen ändern gar nichts.
Zugegeben: Unsere Politiker haben uns über Jahrzehnte belogen über unsere Sucht und dessen Folgen. Und über unsere Schuld. Der Stoff und dessen Konsum wurde sogar ganz offiziell beworben. So entstand der Eindruck, als sei nichts dabei, das fossile Erbe gewissenlos zu verschwenden. Wir konnten glauben, unsere Abhängigkeit bliebe folgenlos und würde uns dauerhaft zu Bewohnern einer Art Schlaraffenland machen. Doch natürlich haben unsere Vorfahren und wir von Anfang an auch die Augen verschlossen, um uns die Sucht schönzureden. Denn um den Stoff wurden schon von Anfang an auch Kriege geführt. Zu seiner Gewinnung wurden moderne Sklaven der Zivilisation genötigt – auch wenn sie teilweise viel Geld erhielten, um uns ihre Lebenszeit und Gesundheit zu opfern. Totalitäre Staaten konnten ihre Macht mit unserem Drogengeld ausbauen und ihre Bevölkerung unterdrücken. Die fatalen Folgen für die Umwelt sind seit Jahrzehnten bekannt. Das haben wir jeden Tag in der Zeitung gelesen. Wir wussten, was die Drogensucht bedeutet.
Die Wahrheit ist: Unser aller Wohlstand beruht zum großen Teil aus Raub und aus Lügen. Denn die fossilen Energien waren von Beginn an ein teuflisches Geschenk. Es hat uns alle vergiftet und in eine höllische Abhängigkeit getrieben. Und wir haben dieses Geschenk allzu gierig immer unersättlicher angenommen und vor allen möglichen Folgen bereitwillig die Augen verschlossen. Unser vermeintliches Glück ließ uns jede Vernunft fahren lassen – und unsere Kinder und Enkel werden in Kürze vor den Scherben unserer egoistischen Sucht stehen.
Doch am schlimmsten ist: Das wissen wir längst und bereuen es auch … irgendwie. Doch unsere Abhängigkeit ist zu groß, wir sind zu schwach. Wir sind voll auf Droge. Fossile Junkies. Und wir machen immer weiter.
Es ist sogar schon so weit gekommen, dass wir alle Warnungen nicht nur ignorieren, sondern die Mahner verteufeln – selbst wenn es unsere eigenen Kinder sind. In unserem Drogenwahn glauben wir uns weiterhin im Recht und ignorieren alle Fakten. Es kann doch sicher nicht stimmen, dass wir die ganze Zeit unsere Zukunft beliehen haben! Dass unser Reichtum, unsere Bequemlichkeit und unsere moderne Technik geraubt ist. Wir wollen es nicht wahrhaben, dass der Zahltag näher rückt.